Bahnpost und Bahnpoststempel
Das Geburtsland der Bahnpost ist England. Frederik Karstadt, der Sohn eines englischen Postinspektors, schlug 1837 dem General Post Office vor, die Briefpost in den Eisenbahnzügen während der Fahrt bearbeiten zu lassen; dadurch ließe sich ein großer Zeitgewinn erreichen.
Die Post wurde im Bahnpostwagen mit besonderen Bahnpoststempeln abgestempelt.
Auf dem Bahnpoststempel ist die Angabe zum Kurs, die Zugnummer und das Tagesdatum angegeben. Daneben mussten aber auch der am Bahnpostwagen angebrachte Briefkasten geleert und die ihm entnommenen Briefe und Karten mit dem Bahnpoststempel bedruckt werden
Die Bahnpost war eine regelmäßig und fahrplanmäßig verkehrende Einrichtung zur Beförderung von Postsendungen aller Art mit der Eisenbahn, die in den in Eisenbahnzügen laufenden Bahnpostwagen und Postabteilen Postsendungen beförderten und während der Fahrt auch sortierten. Es gab also zusätzliche bewegliche, nicht örtlich gebundene Dienststellen, die einen Teil der sonst Ortspostämtern zufallenden Aufgaben ausführten. Die Bahnpost war die wichtigste Form des Postbeförderungsdienstes und ein für den Verkehr unentbehrliches Betriebsmittel, da sie die Postsendungen auf schnellstem Wege – von der Beförderung mit Flugzeugen abgesehen – von Ort zu Ort brachte.
Fast sämtliche Postverwaltungen der Erde machten sich die Einrichtung zunutze.
Die Bahnpost in Deutschland trat an die Stelle der Beförderung von Postsendungen durch Postreiter und Postkutschen.
Sie war in der gesamten Zeit der Reichspost das Rückgrat der Postbeförderung. Um 1914 waren insgesamt 2400 Bahnpostwagen in Deutschland im Einsatz, in denen etwa 8000 Mitarbeiter beschäftigt waren.
Am 31. März 1920 wurde zwischen dem Deutschen Reich und den acht deutschen Eisenbahnländern ein Staatsvertrag geschlossen, mit dessen Wirkung vom 1. April 1920 die Ländereisenbahnen in Reichseigentum übergingen. Gleichzeitig kam es zur Einführung des einheitlichen Zug-Nummern-Systems nach dem Gesamtfahrplan der ehemals Preußischen Staatsbahnen.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Deutsche Bundespost und die Deutsche Post der DDR die Möglichkeiten der Bahn. Fahrzeiten der oft planmäßigen Fernzügen beigestellten oder als gesonderter Güter-Zug verkehrenden Postwagen waren in einem speziellen Postkursbuch veröffentlicht. Nach der Wiedervereinigung 1990, der bereits begonnenen Postreform und dem Aufkommen von Sortierzentren am Rand der Städte wurde die Beförderung der Sendungen auf LKW umgestellt.
Bis 1997 verkehrten spezielle Post InterCitys in Deutschland mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h. Der Bahnpostbetrieb für die Briefpost wurde im Mai 1997 eingestellt.
Die ersten Bahnpoststempel waren in unterschiedlichsten Formen hergestellt. So gab es Einkreis- und Zweikreisstempel und Stempel mit Achteckrahmen. Im Bereich des Norddeutschen Bundes finden wir die sogenannten Preußischen Dreizeiler.
Mit Verfügung Nr.93 der ersten Abteilung des Reichs-Postamtes von 1883 wurde die Einführung ovaler Kursstempel - Stumpfoval- mit Zugnummern entsprechend dem Eisenbahnfahrplan befohlen. 1906 wurde die Einführung eines neuen Ovalstempels -Spitzoval- verfügt. Allerdings trat diese Verfügung nur bei neuen Bahnstrecken in Kraft, bzw. sollten die Stumpfovalstempel, wenn sie verschlissen waren, durch die Spitzovalstempel ersetzt werden. Im Gegensatz zu den Stumpfovalstempeln, die Stecktypen für Datum und Zugnummer hatten, waren die bei den Spitzovalstempeln mit Typenrädern einstellbar. Bei manchen Strecken dauerte die Neueinführung bis 1930.Im September 1933 trat nochmals eine Änderung ein, als das Reichspostzentralamt erklärte, dass alle Stempel mit Streckenangaben als Streckenstempel bezeichnet werden, bei Bahnposten speziell als „Bahnpoststempel“
Viele ehemalige Postwagen werden durch Eisenbahnvereine und -museen teilweise betriebsfähig museal erhalten.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Bahnpost e. V. betreibt mit ihren voll ausgestatteten Bahnpostwagen in Losheim am See ein Bahnpostmuseum und setzt die Wagen auch in historischen Sonderzügen ein oder lässt sie bei Zügen von Museumsbahnen mitfahren.
Im Museums für Kommunikation im Bahnpark Augsburg sind 13 historische Bahnpostwagen aller Epochen abgestellt.
aktualisiert 13.08.2022
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